2005 war das Jahr, in dem Podcasts endgültig in der breiten Öffentlichkeit ankamen. Was als experimentelles „Audioblogging“ begann, verwandelte sich in eine neue Form digitaler Mediennutzung. Die Grundlagen waren schon früher gelegt worden, doch 2005 sorgten neue technische Möglichkeiten, mediale Aufmerksamkeit und das richtige Timing für den entscheidenden Durchbruch.
Bereits im Frühjahr 2005 zeigte eine Umfrage des Pew Research Center: Mehr als sechs Millionen US-AmerikanerInnen hatten mindestens einmal einen Podcast gehört, fast ein Drittel der BesitzerInnen von iPods oder MP3-Playern hatte entsprechende Inhalte heruntergeladen. Das Interesse war also vorhanden – nur fehlte bis dahin eine leicht zugängliche Infrastruktur.
Der Wendepunkt: von iTunes 4.9 zur sprachlichen Weihe
Am 28. Juni 2005 machte Apple einen entscheidenden Schritt: Podcasts wurden direkt in iTunes 4.9 integriert – samt Verzeichnis mit mehr als 3.000 Sendungen. Innerhalb von nur zwei Tagen verzeichnete Apple über eine Million Podcast-Abos. Der Medienwechsel war damit so einfach wie nie zuvor: abonnieren, verwalten und synchronisieren auf Knopfdruck. Das vormals fragmentierte Format wurde durch diese Integration massentauglich – ein echter Kippmoment.
Tech-Magazine wie WIRED dokumentierten die enorme Wirkung: Server wurden überlastet, Formate erhielten über Nacht Sichtbarkeit, die zuvor kaum zu erreichen war.
Im Dezember 2005 wurde der Begriff „Podcast“ vom New Oxford American Dictionary zum Wort des Jahres gekürt. Die Redaktion begründete die Wahl mit der „phänomenalen Ausbreitung“ des Begriffs – vom Insider-Jargon zur Mainstream-Bezeichnung für ein neues Medienformat.
Medien und Marken, Kapital und Kommerz
Auch traditionelle Medienhäuser reagierten: Bereits im Januar testete die BBC das Format mit „In Our Time“, NPR startete im August mit über 30 Formaten. In den iTunes-Charts dominierten diese neuen Produktionen schnell. Parallel dazu gingen Podcast-Verzeichnisse wie Odeo und Yahoo Podcasts an den Start – das Ökosystem begann, sich zu diversifizieren.
Auch das Interesse von InvestorInnen wuchs: Im August erhielt das von Adam Curry mitgegründete Start-up PodShow 8,85 Millionen US-Dollar – ein Signal für den wirtschaftlichen Ernst des Formats. Marken wie General Motors und Unilever experimentierten mit eigenen Podcasts, wobei viele erste Versuche als zu werblich und wenig authentisch kritisiert wurden. Dennoch war klar: Podcasts hatten sich als Teil des medialen Werkzeugkastens etabliert.